Die Illusion der Planung

Die Illusion der Planung

 

Rahmenbedingungen, die gestern noch als stabil galten, lösen sich in der Volatilität der heutigen Märkte auf. Strategien, die einst langfristig funktionierten, verlieren an Wirksamkeit. Wer sich in dieser Dynamik auf alte Muster verlässt, wird unweigerlich scheitern. Der Weg aus der Krise beginnt mit einer Kulturreise, die alte Denkmuster hinterfragt und Raum für Neues schafft.

Der Ursprung: Taylorismus und die Misstrauenskultur

Unser Startpunkt ist ein vertrauter: die tayloristische Unternehmensstruktur. Hierarchische Organisationen, starre Prozesse und ein unerschütterliches Vertrauen in Planung und Kontrolle bestimmen das Denken. Doch was als Effizienzversprechen begann, hat oft eine fatale Nebenwirkung: Es erzeugt eine Kultur des Misstrauens. Mitarbeiter werden zu Rädchen im Getriebe, ihre Eigenverantwortung schwindet, sie erlernen Hilflosigkeit.

Die Folge? Menschen verlernen, Verantwortung zu übernehmen. Sie funktionieren nach Regeln, statt kreativ zu handeln. Doch in einem Umfeld permanenter Veränderung ist genau das gefragt: Initiative, Anpassungsfähigkeit, Selbstverantwortung. Die erste große Aufgabe eines modernen Unternehmens ist es, die Mitarbeiter von dieser erlernten Hilflosigkeit zu befreien.

Die Illusion der Planung

Ein zentrales Merkmal der tayloristischen Brille ist das unerschütterliche Vertrauen in Planung. Ein Unternehmen wird durch Zahlen regiert, durch Budgets gesteuert. Der Markt wird in Excel-Tabellen gepresst, als wäre er ein kontrollierbares System. In vielen Unternehmen erleben wir das Phänomen des „Dezember-Fiebers“: die panische Ausgabe von Restbudgets, weil man fürchtet, im nächsten Jahr weniger zugewiesen zu bekommen. Doch was sagt das über die Realität des Marktes aus? Nichts.

Das eigentliche Problem ist: Ein Budget ist zugleich Plan- und Ist-Zahl. Unternehmen richten sich nicht an der Marktdynamik aus, sondern an einem starren Zahlenwerk. Diese Denkweise funktioniert in stabilen Zeiten – nicht aber im Kontext der Dynamik.

Ein erster Schritt: Relative statt absolute Ziele

Wenn die alten Mechanismen versagen, braucht es neue Lösungsansätze. Der erste Schritt aus der Planungsfalle liegt im Abschied von absoluten Zielvorgaben. Statt eines fixierten Umsatzes oder einer starren Budgetsumme könnten Unternehmen relative Ziele definieren: beispielsweise den Marktanteil, den es zu erreichen gilt oder den Umsatz im Verhältnis zum wichtigsten Mitbewerber. Solche Ziele sind flexibel, passen sich der Realität an und zwingen Organisationen dazu, sich nicht an Zahlen, sondern an der echten Marktdynamik zu orientieren.

Unternehmen, die diesen Wandel vollziehen, verabschieden sich von Kontrolle als Selbstzweck. Sie geben Verantwortung zurück an ihre Mitarbeiter, schaffen eine Kultur der Autonomie und stellen sich der Realität mit offenen Augen. Das ist nicht nur ein Wettbewerbsvorteil. Es ist eine wichtige Überlebensstrategie in einer Welt, die sich schneller wandelt als jede Excel-Tabelle es abbilden könnte.

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