
Zukunft gibt's nicht im Tagesgeschäft
Jeder kennt es. Der Kalender platzt. Der Posteingang brennt. Telefonate, Kundentermine, Angebote, Besprechungen, Reklamationen, CRM. Und dann kommt jemand mit leuchtenden Augen und fragt: „Magst du bei einem Projekt mitmachen?“
Und in deinem Kopf tobt es: „Nicht dein Ernst! Ich habe wirklich Wichtigeres zu tun!“ Willkommen im Alltag. Willkommen im Denkfehler.
Denn Projekte sind keine Störung. Sie sind nicht die Ablenkung von der Arbeit. Sie sind die Arbeit. Nur sehen wir das nicht so. Weil wir uns im Tagesgeschäft verankert haben. Dort, wo Umsatz gemacht wird. Dort, wo der Kunde ruft. Dort, wo alles drängt – jetzt, sofort, dringend. Und ja: Das ist nicht falsch. Das Tagesgeschäft hält das Unternehmen am Laufen. Es sorgt für Liquidität, für Kundenbindung, für die berühmten schnellen Erfolge.
Doch vergessen wir dabei das Entscheidende: Das Tagesgeschäft verdient das Geld von heute – die Projektebene das von morgen.
Projekte sind nicht das Sahnehäubchen. Sie sind das Fundament der Zukunftsfähigkeit. Sie sind der Aggregatzustand der Zukunft. Sie lassen sich nicht vermischen mit dem Heute. Das Tagesgeschäft fragt: „Was muss sofort?“ Projekte fragen: „Was wirkt nachhaltig?“ Das ist ein Dilemma.
Denn während im Tagesgeschäft vieles klar geregelt scheint, ist das Projekt der wilde Westen: neue Ideen, unklare Wege, temporäre Teams. Hier sind nicht die Verfügbaren, sondern die Besten gefragt. Nicht die, die am wenigsten zu tun haben – sondern die, die etwas bewegen können. Und genau diese müssen raus aus dem Hamsterrad und rauf auf die Startrampe.
Denn auf der Projektebene gilt das Flughafen-Prinzip: Nur wer ein freies Gate hat, kann starten. Und nicht jedes Projekt hebt ab. Zu Recht.
Deshalb braucht es Struktur. Eine Kompassrunde. Menschen, die bewerten, priorisieren, sagen: Dieses Projekt hat Potenzial. Dieses nicht. Die Könner sind hier gefragt! Antragsteller? Immer jemand aus dem Unternehmen. Ein Macher. Eine Macherin. Einer und eine, der/die gestalten will. Die Kompassrunde? Der Filter. Der Möglichmacher.
Wer dauerhaft erfolgreich sein will, muss beides können – das Tagesgeschäft HEUTE meistern und die Projektebene für MORGEN ernst nehmen. Doch beides folgt unterschiedlichen Spielregeln. Das eine sichert die Gegenwart, das andere gestaltet die Zukunft. Deshalb ist es kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit, diese beiden Welten klar zu trennen.
Tagesgeschäft und Projektarbeit sind keine Gegner – sie sind Partner in unterschiedlichen Aggregatzuständen. Wer beides beherrscht, bleibt nicht nur leistungsfähig, sondern auch richtungsfähig.